WIEDER EINMAL ERSCHRECKENDE AKTUALITÄT

 

Beim Volkstrauertag am Sonntag gedenken vielerorts die Menschen der Opfer von Krieg, Terror und Gewaltherrschaft. In Vaihingen beteiligen sich Schüler der Ferdinand-Steinbeis-Realschule an der Feier auf dem Friedhof und legen Blumen an den Gräbern nieder.

Mehr als ein halbes Jahr währte im vergangenen November bereits der offene Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine. Damals war beim Volkstrauertag das Entsetzen auch in Vaihingen noch immer mit Händen zu greifen. Doch wer hätte damit gerechnet, dass ein Jahr später ein weiterer blutiger Krieg – dieses Mal zwischen Israel und der palästinensischen Terrororganisation Hamas – zu beklagen sein würde? Insofern kann man die Rede von Vaihingens Bürgermeister Klaus Reitze, der den erkrankten OB Uwe Skrzypek vertrat, getrost noch ergänzen. Reitze sprach am Sonntag bei der Gedenkfeier auf dem Vaihinger Friedhof von einer „erschreckenden Aktualität“ des Volkstrauertags. Und angesichts der Ereignisse kann man getrost anfügen: wieder einmal.

Eine besondere Note bekommt der Krieg im Gaza-Streifen allerdings durch den oftmals unverhohlen antisemitischen Zungenschlag vieler Demonstranten. „Ich bin entsetzt über die Billigung des Terrors“, rief Reitze den gut 50 Teilnehmenden der Gedenkfeier zu. Es sei unerträglich, dass Juden in Deutschland heute wieder in Angst leben müssten. Alle seien aufgefordert, sich für den Frieden einzusetzen. Denn dieser sei nicht selbstverständlich, sondern ein Geschenk, das es an nachfolgende Generationen weiterzugeben gelte.

Mehrere Schülerinnen und Schüler der Ferdinand-Steinbeis-Realschule hatten zusammen mit Karl-Heinz Schneider vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge Redebeiträge vorbereitet. Sie erinnerten daran, dass unter den Kriegen nicht nur Soldaten in großer Zahl zu leiden haben. Sie hoben auch die vielen Toten hervor, die im Vaihinger KZ ihr Leben verloren; Menschen, die in vielen anderen Lagern als sogenanntes lebensunwertes Leben von den Nazis vorsätzlich vernichtet wurden; das Leid der Verwandten der Opfer des blutigen Terroranschlags der Hamas auf Israel am 7. Oktober. Sie erinnerten an die neunjährige Edeltraud Vollmer, die am Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 bei Kämpfen in der Vaihinger Grabenstraße ums Leben kam und deren Grab heute ebenfalls auf dem Friedhof zu finden ist. Und sie erinnerten daran, wie lange es dauert, bis die geschlagenen Wunden wieder verheilen. „Die Folgen überdauern einen Krieg um Jahrhunderte.“ Mit Blick auf die großen Konflikte der heutigen Zeit, aber auch auf die unbeachteten Auseinandersetzungen in fernen Winkeln der Welt, gelte: „Unsere Verantwortung gilt dem Frieden und den Menschen zu Hause und in der Welt.“

Zu Beginn und am Ende der Redebeiträge spielte der Musikverein unter der Leitung von Daniela Strauß. Zwischen den Beiträgen sang der Chor der Stadtkirche, dirigiert von Hansjörg Fröschle. Zum Abschluss legten die Schülerinnen und Schüler wieder weiße Rosen auf den Gräbern der Weltkriegstoten an der Friedhofsmauer nieder – wie gewohnt begleitet durch Musikstücke vom Bläserkreis der evangelischen Kirchengemeinde Vaihingen unter der Leitung von Wolfgang Kapp.

Foto und Text: Vaihinger Kreiszeitung vom 20.11.2023