FSR-GESCHICHTE

Die heutige Ferdinand-Steinbeis-Realschule mit 600 Schülern im Jahr 1999 ging aus der Volksschule Vaihingen mit Mittelschulzug hervor. Dieser Mittelschulzug wurde 1963 eingerichtet.

1966 wurde die Realschule Vaihingen/Enz selbständig in einem alten Gebäude, der Postschule in der Franckstraße. Ihr erster Rektor von 1966 bis 1985 war Otto Scholl. Unter ihm nahm das Wachstum der Realschule Vaihingen einen rasanten Verlauf. Von Jahr zu Jahr waren seine Prognosen für die voraussichtlichen Schülerzahlen für das nächste Schuljahr bis auf 10 Schüler genau, was ihm lange weder Schulamt noch Gemeinderat glauben wollten. So plädierte er seit Frühjahr 1970 für einen Neubau für eine vierzügige Realschule, da er von stark wachsenden Schülerzahlen ausging.

Der Gemeinderat aber beschloss den Bau einer dreizügigen Realschule mit 18 Klassenzimmern, auf die beim Einzug im Dezember 1973 25 Klassen warteten. Deshalb wurde die alte Postschule mit 8 Unterrichtsräumen weiter benutzt. Im Frühjahr 1977 begann die Planung für einen Anbau mit 5 Klassenräumen und mehreren Fachräumen. Dieser Anbau wurde am 1. März 1979 bezogen. Damals hatte die Ferdinand-Steinbeis-Realschule bereits 1172 Schüler in 37 Klassen, für die 24 Klassenräume und 8 externe Schulräume in der Postschule zur Verfügung standen. Für das folgende Schuljahr 1979/1980 prognostizierte Rektor Scholl 1250 Schüler in 40 Klassen.

Nach dem Bezug des neuen Schulgebäudes am 15. Dezember 1973 einigte sich der Gemeinderat der Stadt Vaihingen auf den neuen Namen Ferdinand-Steinbeis-Realschule, was im Kollegium zunächst einiges Kopfschütteln hervorrief. Von Ferdinand Steinbeis hatte man bisher nur auf einem Straßennamen gehört.

Zur Eröffnungsfeier am 15. Dezember 1973 war auch der Nachfahre von Ferdinand Steinbeis, der Besitzer der Steinbeis Papierfabrik in Gemmrigheim, Hermann Steinbeis, eingeladen.

Am 1. Februar 1974 genehmigte das Oberschulamt Stuttgart den neuen Namen in der Form

"Ferdinand-Steinbeis-Realschule Vaihingen an der Enz"

 

FSR ::: Ferdinand-Steinbeis-Realschule in Vaihingen an der Enz

So war die Namensfindung für die Schule, die auf ein erfolgreiches Berufsleben vorbereiten soll und viele seiner erzieherischen Ideen zu praktizieren versucht, schließlich doch ein Geniestreich.

 

LEBENSLAUF FERDINAND STEINBEIS

Am 5. Mai 1807 erblickte der Namensgeber unserer Schule das Licht der Welt. Mit ihm wurden in der Zeit 1804 - 1808 große Männer wie Eduard Mörike, Friedrich Eduard Vischer und David Friedrich Strauß geboren.

Seine Mutter war die Schwester des Dichters Justinus Kerner und des im Militär und Zivildienst hochverdienten württembergischen Generals, Geheimrats und späteren Präsidenten des Königlichen Bergrats Carl von Kerner. Der Vater, ein Pfarrer, war Sohn einer angesehenen Bäckerfamilie in Vaihingen/Enz.

Ursprünglich sollte Ferdinand Steinbeis gemäß den Vorstellungen seines Vaters Pfarrer werden. Alle Versuche seinem Sohn den richtigen Weg zu weisen scheiterten jedoch und der junge Ferdinand machte von 1821 - 1824 eine hüttenmännische Lehre in Wasseralfingen und Abtsgmünd. Er zeigte sich poetische veranlagt und bewies zugleich eine Vorliebe für alles, was seiner Phantasie Nahrung gab, wie z.B. der Mathematik und den Naturwissenschaften. Ihn reizte auch die Handarbeit in einer Werkstätte. Bis 1826 studierte er die Fächer Naturhistorik, Mathematik und Staatswirtschaft an der Staatswirtschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen und holte das Abitur nach. Ein erfolgreicher Abschluss des Studiums und die Teilnahme an einer ausgeschriebenen, technologischen Preisfrage brachte ihm den 1. Preis (eine Medaille mit dem Abbild des Königs) und den Grad eines Doktors der Philosophie ein, da die Ausführungen seiner Antwort vielseitigen, wissenschaftlichen Inhalts waren. Weiter verschlug es ihn ins königliche Eisenwerk Ludwigsthal. Zu dieser Zeit zählte Ferdinand Steinbeis 20 Lenze und trug die Aufgaben eines Hüttenschreibers. Da die Tätigkeit wenig anspruchsvoll war beschäftigte er sich mit der damals noch wenig erforschten Äquivalentlehre. Nach dem Bau eines revolutionären Wasserrades erhielt Steinbeis den Ruf vom Fürsten zu Fürstenberg zum Neubau seiner im Schwarzwald gelegenen Eisenwerke, dem er folgte. Nach zwölfjährigem Aushalten nahm Ferdinand 1830 das Angebot der Gebrüder Stumm, für sie als Direktor ihrer Eisenwerke im Saargebiet zu fungieren an und verließ hochgeachtet den Schwarzwald, um sich sogleich seinen Ruf im Saargebiet zu festigen, indem er den Hochofenbetrieb mit Koks anstatt mit Holzkohle einführte. Als König Wilhelm von Württemberg die Zentralstelle für Handel und Gewerbe ins Leben rief erhielt er einen Referentenposten für technische, Handels- und administrative Fragen, ebenso kontrollierte er die Eingriffe der Zentralstelle in industrielle und kommerzielle Privattätigkeiten. Dies bescherte ihm ein weites Betätigungsfeld im In- und Ausland. Um immer auf dem Laufenden zu sein unternahm er viele Reisen, wie z.B. nach Moskau und auch mehrere Male in die USA, selbst.

Nachdem Ferdinand Steinbeis Württemberg als Industrieland etablierte wandte er sich der Bildung, die ja ein wichtiger Bestandteil eines Industrielandes ist, zu. Als erstes sprach er sich gegen den von einigen Mitgliedern des Studienrates geforderten Schulzwang aus und sagte dazu: " Schulzwang bewirkt, daß eine träge Masse sich den Fleißigen anhängt und das Vorwärtsschreiten derjenigen aufhält, welche zu tüchtigen Gewerbsmännern sich heranbilden wollen." (Frauen wurden nicht erwähnt, Steinbeis unternahm jedoch auch einiges für deren Bildung.)

1851 wurde er für seine Dienste bei der Londoner Weltausstellung in den persönlichen Adelsstand erhoben und hieß somit Ferdinand von Steinbeis.

1862 trat er der württembergischen Kammer der Abgeordneten bei, um sich mit Einzelheiten des württembergischen Staatshaushaltes und Verwaltungswesens näher bekannt zu machen.

Seine Frau Friederike Steinbeis geborene Klumpp lernte er in Schwarzenberg bei Freudenstadt kennen. Ihr Vater betrieb unter anderem eine Sägemühle in Gommereichenbach.

Die Stadt Vaihingen ehrte ihn 1879 mit der Verleihung des ersten Ehrenbürgerrechts.

Bereits 1880 quittierte der württembergische Gewerbeförderer als 73-jähriger seinen Dienst. Als er sich gegen die von Bismarck befürwortete Schutzzollpolitik aussprach versagten ihm viele Unternehmer und die Regierung die Gefolgschaft. Seine Stellung als Wirtschaftspolitiker war nicht mehr unumstritten und enttäuscht darüber, bei der Regierung auf taube Ohren zu stoßen, zog er zu seiner Tochter nach Leipzig, wo er auch schließlich am 7. Februar 1893 starb. Die Trauerfeier fand jedoch in Ulm statt, wo große Lobeshymnen auf ihn gesungen wurden. Niemand sah, daß ihm das Unglück beschieden war, seine Zeit zu überleben und mitzubekommen, wie ihm das genommen wurde, was sein Leben ausmachte, indem sie ihn als entbehrlich abstempelten.

Bis zu seinem Tod 1893 lebte Ferdinand Steinbeis in Leipzig. Er ist in Ulm begraben Erst nach seinem Tod wurde er wieder zu dem, der er in jungen Jahren war, der Wegbereiter der Befreiung der Wirtschaft Württembergs.