SELNSTBILDNISSE FÜR FAST EINE EWIGKEIT

 

Im Rahmen des Projektes „Betrieb trifft Schule“ gestalten Achtklässler der Vaihinger Ferdinand-Steinbeis-Realschule gemeinsam mit einem Bildungspartner, dem Auricher Stuckateursbetrieb Hettich, eine Wand des Schulfoyers nach eigenen Vorstellungen.

Vaihingen. Von den heutigen Achtklässlern der Vaihinger Ferdinand-Steinbeis-Realschule (FSR) werden sich einige im nächsten Jahr mit dem Hauptschulabschluss in der Tasche auf die Suche nach einem Ausbildungsplatz machen. Da ist es gut, wenn man frühzeitig mit der Berufsorientierung beginnt. „Wir wollen ihnen zeigen, dass es dann mehr gibt als die klassischen Berufe wie Bürokauffrau für die Mädchen oder Kfz-Mechatroniker für die Jungs“, so Lehrerin Claudia Queißer, die Beauftragte für Berufsorientierung an der FSR. Deshalb gab es für 15 Schülerinnen und Schüler am Dienstag und Mittwoch die seltene Gelegenheit, sich als Maler zu versuchen.

Gemeinsam mit Jens Hettich und seinem Team – seit Juli Bildungspartner der FSR – durften die Schülerinnen und Schüler eine Wand im Foyer der Schule neu gestalten. Er wolle das Interesse am Handwerk fördern, sagte der Stuckateurmeister aus Aurich im Gespräch mit der VKZ. Da kam ein Schülerwettbewerb des Farbenherstellers Brillux gerade recht. „Auf diesen Zug springen wir mit der Aktion auf“, so Hettich. Die Schülerinnen und Schüler durften ihrer Fantasie freien Lauf lassen – zumindest in gewissem Rahmen. Denn zunächst hatten sie eine Art Graffiti-Projekt im Sinn, wie Claudia Queiser berichtete. Eine „Bahnhofsatmosphäre“ sei aber für das Schulfoyer nicht unbedingt das Richtige, da dort auch Veranstaltungen wie Elternabende stattfinden. Deshalb überlegten sich Kunstlehrerin Anneli Fily und Klassenlehrerin Carola Rösner zusammen mit den Achtklässlern nochmals andere Ideen. Und so kristallisierte sich schließlich der Wunsch heraus, die eigenen Silhouetten an die Wand zu malen.

Im Vorfeld ließen die Schülerinnen und Schüler von den Lehrerinnen in ganz verschiedenen Posen fotografieren: sitzend, springend oder lässig anlehnend zum Beispiel. Per Tageslichtprojektor wurden die Bilder an die Wand geworfen, mit Bleistift umzeichnet und zum Schluss mit schwarzer Farbe ausgemalt. Das Verfahren wurde am Dienstag an der Wand vor dem Schuleingang getestet. Im Foyer hatten derweil Jens Hettich und seine zwei Auszubildenden die Wand glatt gespachtelt, sodass die Schülerinnen und Schüler mit der Grundierung beginnen konnten.

Angeleitet durch die Profis brachten sie in mehreren Schichten verschiedene Farbtöne auf, sodass als Basis eine blaue Wand entstand, die von unten nach oben immer heller wird. Vor diesen Hintergrund wurden am Mittwoch dann die Silhouetten gemalt. „Da braucht man eine ruhige Hand“, sagte Jens Hettich. Denn die Konturen wurden alle ohne weitere Hilfsmittel aufgetragen. Dass die Schülerinnen und Schüler nicht etwas Farbenfroheres machen wollten, stört den Handwerksmeister nicht. „Einfache Sachen sind zeitlos.“

Damit jeder auf der begrenzten Fläche zum Zuge kommen konnte, wechselten sich die Schülerinnen und Schüler beim Malen ab. Dabei machten sich auch individuelle Stärken oder Schwächen bemerkbar, wie Lehrerin Claudia Queißer feststellte: „Die einen eignen sich für feine Pinselstriche, die anderen eher für das Grobe.“ Das Wandgemälde soll auch richtig zur Geltung kommen. Deshalb hat Hettich noch zwei andere örtliche Betriebe mit ins Boot geholt. Das Elektrofachgeschäft Rössler aus Kleinglattbach brachte an der Deckenleiste eine LED-Schiene an, Raumausstatter Thomas Grau aus Vaihingen steuerte einen Sockel für den gelungenen Abschluss am Boden bei. An beiden Tagen haben Schüler und Profis auch gemeinsam gevespert. Und am Mittwoch spendierte Jens Hettich Pizza.

Das ganze Prozedere haben die Schülerinnen und Schüler außerdem mit einer Kamera festgehalten, um damit für den Brillux-Schülerwettbewerb einen Beitrag samt Zeitrafferfilm der Entstehung zu machen. Als Hauptpreis winkt übrigens ein Treffen mit dem Rapper Samy Deluxe.

Die Schülerinnen und Schüler seien stolz, dieses Gemälde für ihr Schulfoyer verwirklichen zu dürfen, sagte Queißer. Sie würden nun auch von ihren Mitschülern mit ganz anderen Augen gesehen. Und so mancher könne sich das nun sogar als Beruf vorstellen. „Es macht Spaß“, sagte der 13-jährige Deniz, dessen Schatten – er blickte dabei auf ein Buch in seinen Händen – ebenfalls an der Wand zu sehen ist. Angst, mit Pinsel und Farbe vielleicht einen Fehler zu machen, habe sie nicht, sagte seine Mitschülerin Melisa. Hettich und seine Kollegen hätten sie immer unterstützt. Besonders toll findet die 14-Jährige, dass ihr gemeinsames Werk nun auf lange Zeit die Schule zieren wird. „Man kann sich hier verewigen.“

Quelle: Vaihinger Kreiszeitung vom 3.12.2021