VIEL LOB FÜR EIN NACHHALTIGES LEBENSWERK

 

Die Radwege-AG an der Vaihinger Ferdinand-Steinbeis-Realschule hat in 25 Jahren zahlreiche Routen gefunden, beschildert und dokumentiert – Feier zum Jubiläum

Aus einer einfachen Arbeitsgemeinschaft ist ein beispielhaftes Engagement für die Radwege in mehreren Landkreisen, das Lebenswerk eines Lehrers und ein vielleicht deutschlandweit einmaliges Projekt geworden. Zum 25. Jubiläum der Radwege-AG an der Vaihinger Ferdinand-Steinbeis-Realschule (FSR) wurde gestern gefeiert.

Vor gut einem Vierteljahrhundert hatte Realschullehrer Bernd Schwarz eine Fahrrad-Arbeitsgemeinschaft gegründet, um mit Schülern Radtouren von der Schule aus in die Umgebung zu unternehmen. „Aber damals war es nicht so, dass man dafür einfach einen Reiseführer aufschlagen und losfahren konnte“, sagte FSR-Rektor Uwe Lehmann gestern bei der Feier zum 25. Jubiläum der AG im Schulfoyer. Das Wegenetz für Radler war seinerzeit dürftig, Hinweisschilder und Kartenmaterial ebenfalls. „Also hat man sich gesagt, entweder schimpfen wir darüber oder wir tun selbst etwas.“ Und so begaben sich Lehrer und Schützlinge selbst auf die Suche nach geeigneten Routen, kartografierten, dokumentierten und beschilderten diese. Aus der Fahrrad- wurde die Radwege-AG.

Initiator Schwarz ist inzwischen pensioniert, die Arbeitsgemeinschaft leitet der leidenschaftliche Radfahrer noch immer. Sie sei sein Lebenswerk und zwar ein nachhaltiges, würdigte Schulleiter Lehmann das Engagement des Pädagogen. Heute kämen viele Jungen und Mädchen mit dem Elterntaxi zur Schule. „Aber lange, bevor Greta überhaupt geboren wurde, gab es hier jemanden, der dachte, dass man mit dem Radfahren auch etwas für die Umwelt tun kann.“ Schwarz habe wohl einige Teilnehmer seiner AG dahingehend beeinflusst, dass sie auch später im Berufsleben „mal das Auto stehen lassen“.

Darüber hinaus seien der Radwege-AG die Beschilderungen zahlreicher Routen, die zudem in Karten übernommen wurden, zu verdanken. Hinzu kämen Pflege und Wartung der Wege sowie der Einsatz der Radler bei Volksläufen. Damit diene die Arbeitsgemeinschaft auch der Allgemeinheit, lobte Lehmann und hob die Bedeutung für Schule, Stadt sowie den Enzkreis und den Landkreis Ludwigsburg hervor.

Dem wollte auch Vaihingens Oberbürgermeister Gerd Maisch Anerkennung zollen, musste wegen einer andauernden Sitzung jedoch kurzfristig absagen und ließ seine Grüße ausrichten. Aktuelle und frühere Vertreter von Kommunen, Kreisen und des Oberschulamtes, ebenso Lehrkräfte und aktuelle wie frühere AG-Teilnehmer waren zur gestrigen Feierstunde gekommen. Die eröffneten Mädchen und Jungen der 6c im Schulhausfoyer mit einer von Musik begleiteten Fahrradakrobatik.

Höhepunkte, Anekdoten und Erreichtes der vergangenen 25 Jahre fasste AG-Urheber Bernd Schwarz zusammen. Gut 130 Teilnehmer hätten sich über die Jahre in der Radwege-AG engagiert, darunter nur 15 Mädchen. Bemerkenswert sei aber, sechs dieser Mädchen seien aktuell in der Arbeitsgemeinschaft dabei. Einfach anmelden könne man sich für die nicht, so Schwarz. „Wer mitmachen will, muss körperlich fit sein, auch was in der Birne haben und verlässlich sein.“ Wer die „Aufnahmeprüfung“ schaffe, zweimal den Berg nach Aurich hochradeln, das zweite Mal davon im Stehen, der habe sich qualifiziert. Prominentester AG-Teilnehmer war Ferry Weikert aus Roßwag, der rund 27 500 Kilometer um die Welt radelte.

Erreicht hat die Radwege-AG einiges: So seien anfangs geeignete Radwege zu den Schulen gesucht und erfasst worden. Schwarz: „Heute ist das für jede Kommune Pflicht.“ Später habe man die Landesradwege überprüft und die Streckenführung des zunächst vielfach auf Straßen verlaufenden Kraichgau-Stromberg-Wegs verändern können – allerdings erst nach Protest und einem Zeitungsartikel.

Zahlreiche Radrouten entdeckten und beschilderten die engagierten Schüler und der Lehrer, leisteten dabei zum Teil Pionierarbeit. „In Aurich gab es damals keinen Radweg“, berichtet Schwarz. Das änderte die AG, beschilderte selbst, dokumentierte und motivierte im Anschluss auch umliegende Orte wie Eberdingen, Nussdorf und Hochdorf, dasselbe zu tun. Großflächig wurden im gesamten Landkreis Ludwigsburg, im Enzkreis und in Pforzheim Radwege neu beschildert. Allein in Vaihingen seien 136 solcher Tafeln selbst montiert worden. Der AG-Leiter entwickelte sogar ein verbessertes Radwegschild mit detaillierteren Orts- und Entfernungsangaben. Auch Touristen dürften sich dank der Arbeitsgemeinschaft auf einigen Touren besser zurecht finden: „Den kompletten Glemstalweg, den Keltenradweg und den Stromberg-Murrtal-Weg auf 80 Kilometern haben wir beschildert“, berichtete Bernd Schwarz.

Die beispielgebenden Aktivitäten der besonderen FSR-AG sind mehrfach ausgezeichnet worden, unter anderem dreimal mit dem Umweltpreis des Landkreises Ludwigsburg sowie dem Landespreis für kommunale Bürgeraktionen. Pädagoge Schwarz erhielt außerdem im Jahr 2003 die Ehrennadel der Landesverkehrswacht Baden-Württemberg.

Zahlreiche Radwege und Tourenvorschläge sowie Karten finden sich ebenso wie weitere Informationen zur Arbeitsgemeinschaft auf deren Internetseite: https://www.fsr-vai.de/radwege.

Quelle: Vaihinger Kreiszeitung vom 13.02.2020