Kritzeleien können richtig teuer werden
Beim Schulbustraining in Vaihingen und Kleinglattbach lernen 250 Fünftklässler, wie sie sicher und ohne Ärger zum Unterricht kommen
Von Claudia Maria Rostek (19. Oktober 2016)
Mit dem Bus zur Schule zu fahren, ist mitunter ein Abenteuer. Nicht nur für die Schüler, sondern auch für die Busfahrer. Damit alle Beteiligten entspannt ankommen, gilt es, einige Regeln zu beachten. Die Fünftklässler der Ferdinand-Steinbeis-Realschule in Vaihingen lernten gestern, welche das sind.
Vaihingen. Die Jungs und Mädchen der Klasse 5d können so einige Geschichten zum Thema Busfahren erzählen: Nach Illingen ist es schwer heimzukommen, in Hochdorf ist der Bus einmal gar nicht erschienen und bei einer Vollbremsung kommen schon mal Kinder ins Stolpern.
Aber auch Eugen Sgoda hat Anekdoten auf Lager. Er erzählt von Schülern, die die Rückenlehne mit Filzstiften anmalen, drängelnden Kindern, die es nicht erwarten können, bis sich die Bustür öffnet, und von zu lautem Geplapper, an dem sich andere Fahrgäste stören und sich deswegen beim Busunternehmen beschweren.
Eugen Sgoda ist Fahrer bei Regio Bus Stuttgart (RBS) und hat gestern Morgen die Aufgabe, die Klassen 5a und 5d der Ferdinand-Steinbeis-Realschule im Busfahren zu trainieren. Die Vaihinger Familienbildung führt das Training seit einigen Jahren in Kooperation mit den weiterführenden Schulen und mehreren Busunternehmen durch. Neben RBS sind die Firmen Flattich, Seiz und OVR mit im Boot. Parallel zu den Schülern der Ferdinand-Steinbeis-Realschule werden gestern auch die Fünftklässler des Stromberg-Gymnasiums, des Friedrich-Abel-Gymnasiums, der Ottmar-Mergenthaler-Realschule, der Schlossbergschule, der Wilhelm-Feil-Schule und der Freien Waldorfschule trainiert. Insgesamt wird damit rund 250 Kindern gezeigt, auf was sie rund ums Busfahren achten müssen.
Margit Rösslein weiß, wie wichtig diese Übung ist. „An Bushaltestellen kommt es gerne mal zu Rangeleien“, erzählt die Leiterin und Vorsitzende der Familienbildung. Das kann schon mal gefährlich werden, beispielsweise, wenn ein Schüler dadurch auf die Straße fällt.
Auch im Businnern kann es gefährlich werden: Wenn Schüler sich nicht richtig festhalten, können sie ins Straucheln geraten und hinfallen. Deswegen der Rat des Busfahrers: immer gut an einer Stange oder einem Griff festhalten. Auch beim Aussteigen ist Vorsicht geboten: Um von anderen Verkehrsteilnehmern besser gesehen zu werden, sollen die Schüler nicht direkt vor beziehungsweise hinter dem Bus die Straße wechseln.
Neben der Sicherheit der Schüler stehen die Interessen der Busunternehmen im Fokus des Trainings. Denn wenn Schüler an den Fahrzeugen etwas beschädigen, kann das für die Unternehmen teuer werden. Damit es erst gar nicht so weit kommt, mahnt Eugen Sgoda die Fünftklässler an, sich zu benehmen und nichts kaputt zu machen. Sgoda: „Wir haben Kameras und erkennen schnell, wer was gemacht hat. Die Gesichter verziehen sich nämlich, wenn jemand etwas ausfrisst und dann müssen eure Eltern zahlen.“ Ob es tatsächlich so weit kommt, dass die Übeltäter gefunden werden, lässt der routinierte Busfahrer offen. Wirkung zeigen seine Worte aber allemal: Hier und dort machen die Schüler grofle Augen.
Auch Fragen stellen ist beim Training erlaubt. „Was soll ich tun, wenn ein Bus ausfällt?“, möchte ein Mädchen wissen. Der Busfahrer erklärt, dass das eigentlich gar nicht vorkommen solle, da bei Ausfall für Ersatz gesorgt werde. „Auch kann es sein, dass der Bus nicht ausfiel, sondern Verspätung hat“, erklärt Sgoda der Schülerin. Das Mädchen bleibt aber bei ihrer Sichtweise. Rund eine halbe Stunde habe sie gewartet und es kam kein Bus, sagt sie.
Kurt Willaredt, geschäftsführender Schulleiter der Vaihinger Schulen, gefällt das Angebot. Es zeigt Wirkung. Allerdings vergesse manch ein Schüler in der 7. und 8. Klasse wieder, was er hier gelernt hat.
Quelle: Vaihinger Kreiszeitung vom 19.10.2016